Aphrodisiakum – Weihrauch und Sinnlichkeit
Jeder Parfümeur weiß, welche betörenden und betäubenden Wirkungen von Parfümgrundlagen mit Weihrauch ausgehen – und welche erotischen Reize diese im Gehirn auslösen können. Bis heute wird Weihrauch von der Parfümindustrie als Fixateur – also als Duftbasis – verwendet. Das war allerdings nicht immer so. Immerhin galt der Weihrauch als sakraler Duft. Erst in den Neunzigerjahren begab sich der japanische Hersteller Shiseido auf das schlüpfrige Parkett zwischen Sakrileg und Sinnlichkeit. Der hauseigene Duftdesigner experimentierte für neue Parfümkreationen mit Weihrauch. Weihrauchhaltige Düfte von Armani oder Donna Karan sind heute Bestseller.
Schon die indischen Rajputen bedienten sich einer Mischung aus Kreuzkümmel, Weihrauch und püriertem Trockenobst, um daraus ein Aphrodisiakum herzustellen. Bei den Ägyptern, Römern oder Griechen wurden Weihrauchdämpfe und -öle genutzt, um schlechte Körpergerüche zu vertreiben. Die Damen ölten sich außerdem mit duftendem Weihrauchöl ein, um den Herren der Schöpfung zu einer Luststeigerung zu verhelfen. Weihrauch hat zugleich einen entspannende wie eine aphrodisierende Wirkung. Dieser konnten die Frauen sich mit Massageölen und Zutaten für das Bad bedienen. Selbst im alttestamentarischen „Hohelied der Liebe“ wurde der Weihrauch als sinnlicher Duft gepriesen.
Wie sehr Parfümduft und Erotik miteinander verknüpft sind, muss heute kaum noch erklärt werden. Heute erhöht die Parfümindustrie das Haftvermögen, aber auch die betäubenden Eigenschaften der Parfümstoffe durch den Zusatz von Weichmachern. Weichmacher-betäubte Nasennerven nehmen allerdings nicht mehr wahr, wie stark ein Mensch bereits parfümiert ist. Daher verwenden viele Menschen ihre Parfüms heute verschwenderischer als früher. Für die Parfümindustrie, die ihre Inhaltsstoffe bis heute nicht deklarieren muss, bedeutet das höhere Umsätze.
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